In Wuppertal Ostersbaum befindet sich eine einzigartige Ansammlung unterschiedlicher Treppenanlagen.
Die Treppen verbinden den Höhenrücken mit der Innenstadt in der Talsohle und sind ein Refugium der Fußgänger.
Als Weg zum Arbeitsplatz, als Schul- oder Einkaufsweg sind sie willkommene Abkürzungen. Sie sind Bestandteil der industriellen Architektur der Gründerzeit.
Im Rahmen des temporären Kunstprojekts 7 Treppen der Elisabeth Montag Stiftung Bonn (Kuratorin: Ingrid Raschke-Stuwe), verwandelte Horst Gläsker 2006
die bis dahin vernachlässigte Holsteiner Treppe in eine "Treppe der Gefühle", genannt SCALA. 112 Stufen wurden farbig bemalt und 112
Wörter, aus der Welt der Gefühle, den Stufen zugeordnet. Jede Stufe, im Aufsteigen zu lesen, trägt ein Wort. Von oben kommend erlebt der Benutzer den Genuss
der reinen Farbscala. Durch Farbe und präzise Wörter wird eine poetische Logik in Gang gesetzt, die die Sinne öffnet und die gesamte Situation erneuert und aufwertet.
Beim Steigen zeigt sich sehr schnell die körperliche und seelische Konstitution. So wird die Treppe zu einer Metapher für das Menschsein.
Die Nachbarschaft der Treppe und die Bewohner des Stadtteils reagierten zunächst skeptisch auf die Arbeiten an der Holsteiner Treppe.
Das Unverständnis, Geld für Kunst auszugeben, war sehr groß und wurde offen zum Ausdruck gebracht. Doch mit dem Wachsen der Arbeit und der wochenlangen
Präsenz des Künstlers und seines Teams vor Ort, veränderte sich die Atmosphäre in Zustimmung, Begeisterung und Identifikation mit dem Kunstprojekt.
Nach Beendigung des Kunstprojekts wurde die Treppenfarbe entfernt. Daraufhin bildete sich eine Bürgerinitiative, die mit einer Unterschriftensammlung und einem Antrag
die Stadt Wuppertal überzeugte, die bemalte Treppe vom Künstler 2008 wieder herstellen zu lassen, um die SCALA für sich und ihren Ortsteil zu sichern.